Die 3 Phasen des Haarzyklus | Haarfollikel und Haarwachstum

Das Haarwachstum ist ein komplexer Prozess und findet in den Haarfollikeln statt. Das sind kleine Hauteinstülpungen, die tief in die Lederhaut reichen können und dem Haar den nötigen Halt verleihen. Diese haarbildende Miniorgane sind nahezu überall in der Haut aufzufinden, nur die Fußsohlen und die Handteller sind frei von Haaren.

Der Mensch hat in etwa 5 Millionen Haarfollikel, wobei die Mehrzahl nur Wollhaare bilden. Ca. 500.000 produzieren Terminalhaare (dicke, farbige Haare).

Die Haarfollikel entstehen schon in den ersten Monaten der Schwangerschaft. Ihre Anzahl ist genetisch festgelegt und eine Vermehrung ist mit den heutigen Mitteln nicht möglich.

Die Haarfollikel durchlaufen einen wiederkehrenden dreiphasigen Zyklus. Die Haarproduktion findet in der Anagenphase statt. Danach folgt die Katagenphase und zum Schluss die Telogenphase

Anagenphase

Die Anagenphase(Wachstumsphase) nimmt mit Abstand den größten Zeitraum in Anspruch. Das Stadium dauert bei den Kopfhaaren 3-6 Jahre. In dieser Zeit findet die Haarbildung statt. Schauplatz ist der untere verdickte Teil der Haarwurzel – Haarzwiebel. Dort befinden sich die Matrixzellen. Diese sind sehr teilungsaktiv und bilden kontinuierlich neue Tochterzellen. Durch nachkommende Zellen werden nun alte Zellen nach oben geschoben, welche später verhornen und verkleben und den Haarschaft bilden.

Die schnell ablaufende Zellvermehrung ist sehr energieintensiv und benötigt dementsprechend viele Nährstoffe und Sauerstoff. Hier kommt die dermale Papille ins Spiel. Das ist ein kleiner Zapfen aus Bindegewebe, das unten in die Haarzwiebel hineinragt. Die dermale Papille ist stark durchblutet und grenzt an die Matrixzellen. Neben der Versorgung mit wichtigen Nährstoffen steuert die dermale Papille das Teilungsverhalten der Matrixzellen, weshalb sie auch als Steuerzentrale angesehen wird.

Katagenphase (Übergangsphase)

Auf die Wachstumsphase folgt die 2-3 Wochen dauernde Übergangsphase. Die Haarpapille bildet sich zurück. Die Nährstoffversorgung und Zellteilung kommt zum erliegen. Die Haarzwiebel verhornt und das Haar bewegt sich Richtung Oberfläche. Obendrein verkümmert der untere Teil des Haarfollikels

Telogenphase (Ruhephase)

Das letzte Stadium ist die Ruhephase. Sie dauert 2-4 Monate. Am Ende des Stadiums sitzt das Haar locker und kann schmerzlos herausgezogen werden. Es beginnt ein neuer Zyklus. Der untere Teil des Follikels wandert wieder in die Tiefe und umfasst die dermale Papille. Diese nimmt ihre alte Größe und  Form an und initiiert neues Haarwachstum

 Jeder Haarfollikel hat in der Regel seinen eigenen vom Nachbar Follikel unabhängigen Zyklus. Folglich sind nicht alle Haare in der gleichen Phase. Diesem asynchronen Haarwuchs ist der fortwährende Haarbestand zu verdanken. Wäre dem nicht der Fall, der Haarwuchs also synchron, würden alle Haare gleichzeitig ausfallen und nachwachsen.

Normalerweise besteht ein ausgewogenes Verhältnis von Haaren in der Wachstumsphase zu jenen in der Übergangs-/Ruhephase. Bei Haarausfall ist die Lage jedoch anders. Charakteristisch ist hier ein verminderter Anteil von Haaren in Wachstum und umgekehrt ein erhöhter Anteil in der Ruhephase.

Leichte Veränderungen hinsichtlich der Anagenrate (Anteil der Haare im Wachstum) sind auch über das Jahr hinweg zu verzeichnen. So liegt im März die Anagenrate mit 90 % am höchsten. Im Laufe des Jahres sinkt sie und erreicht im August den Tiefpunkt. 

Ein gestörtes Verhältnis lässt sich unter anderem mit dem Trichogramm feststellen.